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1. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 88

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
88 ------ - ' " " Iii. Abschnitt farne als Kletterfarne, während Staudertfarne, wie sie fast ausschließlich in der Jetztzeit leben, sehr selten sind. An ihren gefiederten Blättern, welche häufiger bis 3 m lange Wedel bilden, können die verschiedenen Farnarten deutlich erkannt werden. Auch Wurzelstöcke, sogenannte „Stigmarien", findet man sehr zahlreich, besonders im Liegenden der Flöze. Eine Vorstellung von dem Pflanzenwuchse zur Zeit der Steinkohlen- formation gewährt das beigegebene Bild: Landschaft zur Steinkohlenzeit nach Professor Potonis (Abb. 19). Wir sehen hinein in die Lichtung einer großen, sumpfigeit Niederung, in der sich ein mächtiger Urwald aus Schup- penbäumen, Siegelbäumen, Schachtelhalmen und Farnen ausbreitet. Die Wurzeln, welche sich möglichst breit und flach» im Moore ausdehnen, bil- den ein undurchdringliches Gewirre, einem Urwalde der Jetztzeit vergleich- bar. Wollen wir uns das Bild weiter ausmalen, so müssen wir uns vor- stellen, daß tropische Hitze die mit Kohlensäure und Wasserdamps geschwän- gerte Luft durchzittert. Noch ist die Tierwelt schwach vertreten. Nur einige Fischarten und Muscheltiere beleben das Wasser. Tausendfüßler bewegen sich auf dem Boden, und im Walde schwirren Insekten von Bauin zu Baum. Aber kein buntgefiederter Vogel durchbricht mit munterem Gesänge die tiefe Stille der Natur; nur ab und zu hört man das Krachen mächtiger, stürzender Stämme und das Rauschen des Wassers. Fremdartig und selt- sam berührt uns die Landschaft aus der Werdezeit der Steinkohle. Bei der anhaltenden Feuchtigkeit der Luft und unter Zufluß zahl- loser Bäche bildeten sich durch das Vertorfen der absterbenden Pflanzen im Sumpfe weit ausgedehnte Moore, richtige Waldmoore, >vie wir sie heute noch in Amerika (Zypressensümpfe) und an anderen Orten vor- finden. So erklärt es sich auch, daß wir im Hangenden unserer Flöze vor- wiegend die oberirdischen Teile der Pflanzen wie Äste, Blätter und Stamm- reste antreffen, während wir im Liegenden vorzugsweise Wurzelorgane bemerken. Ferner findet das häufige Auftreten von senkrecht zum Flöz- fallen stehenden Stämmen im Hangenden, den Stümpfen abgebrochener Bäume, eine befriedigende Erklärung. Diese Stammreste, welche unten dicker sind als oben, können sich bei der Ausgewinnung der Kohle leicht aus dem Gestein herauslösen und zu Boden fallen. Sie sind unter dem Namen „Sargdeckel" allgemein bekannt und gefürchtet. Durch die auf der Oberfläche immer neu entstehenden Pflanzen wuchs das Moor zu immer größerer Mächtigkeit an, bis gewaltige Wassermassen, teils von Überflutungen des naheliegenden Meeres, teils von Überschwem- mung durch Flüsse herrührend, den ganzen Urwald samt seiner Torf- schicht unter einer mehr oder minder mächtigen Schlammdecke begruben. Ans dem Schlammboden entwickelte sich bald eine neue Vegetation, wäh- rend beim Erhärten der Schlammschicht aus dem Sande Sandstein, aus Tonschlamm Schieferton und aus Geröll Konglomerate entstanden. Auf diese Weise bildeten sich die Zwischenmittel unserer Flöze. Da allein die Zahl der bauwürdigen Flöze im Ruhrrevier schon über 70 beträgt, muß angenommen werden, daß die Moorbildung häufig stattgefunden hat, ein Vorgang, der nur durch wiederholte Senkungen des Ablagerungsgebietes zu erklären ist.

2. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 298

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
298 Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland Das neue von Frankreich erworbene Gebiet im Südost von Kamerun schafft uns einen Zugang zum Kongo. Es ist etwa viermal so groß wie Bayern und genau wie unser Kameruner Hinterland mit Urwald be- wachsen. Die Eingeborenen leben in der Hauptsache von Jagd und Fisch- fang. An Feldfrüchten bauen sie nur so viel, wie sie für ihren eigenen Be- darf nötig haben. Das Wenige, was sie von Naturerzeugnissen zum Ver- kauf bieten, in erster Linie Kautschuk, wird nur im Raubbau gewonnen. Somit erscheint der Wert des Landes für uns, wenigstens für den Augen- blick noch, äußerst gering. Vielleicht aber lassen sich die Leute aus diesem Gebiete leichter und williger für unsere Handelsgesellschaften erwerben als unsere anderen deutschkameruner Neger. Für die Zukunft freilich läßt sich noch nicht absehen, welch großen Wert der Holzbestand und die mög- licherweise vorhandenen Bodenschätze dieses Gebiets für uns noch haben können. Die Bewohner haben sehr unter der Schlafkrankheit zu leiden. Die- selbe wird durch den Stich eines Insektes, der Tsetsefliege, hervorgerufen. Der Kranke wird zunächst für alle äußeren Eindrücke teilnahmlos, verfällt dann in einen schlafartigen Zustand, der oft jahrelang dauert und meist mit dem Tode endet. Durch diese Krankheit sind früher ziemlich stark bevölkerte Landstriche fast völlig ausgestorben, und ihre Neubesiedelung und Kultivierung wird dadurch geradezu in Frage gestellt. Ärztliche Kom- missionen, welche die Krankheit an Ort und Stelle studierten, haben bisher wenig ausrichten können. Am meisten verspricht man sich von der Trocken- legung der die Larven dieser afrikanischen Giftfliege beherbergenden Sümpfe. Togo ist zwar die kleinste, aber am besten entwickelte und am dich- testen bevölkerte unserer afrikanischen Kolonien, die einzige, die keines Reichszuschusses mehr bedarf. Sie hat die Größe von Bayern mit dem halben Württemberg zusammen und 1 Million Einwohner. Der Um- stand, daß diese Kolonie an der Küste von Oberguinea zwischen französi- schem und englischem Gebiet eingezwängt und von einem flachen, hafen- losen Strande mit wilder Brandung begrenzt wird, daß ferner die Mün- dung der besten Handelsstraße seines Hinterlandes, des mit Dampfern be- fahrenen Volta, nicht in deutschem, sondern in britischem Gebiete liegt, ließ von vornherein für ihre Entwickelung wenig Hoffnung aufkommen. Aber seit der Anlage einer langen Landungsbrücke und eines bequemen Weges von dem Orte Lome nach dem vielbesuchten Binnenhandelsmittel- punkt Keto-Kratschi am Volta, besonders auch seit Errichtung einer Eisen- bahnverbindung zwischen Lome und Anecho, dem bedeutendsten Markt- orte an der Küste, haben sich die Verhältnisse günstiger gestaltet und ver- sprechen eine gedeihliche Weiterentwickelung der Kolonie. Längs der Küste finden sich zahlreich die Kokospalmen und mehr landeinwärts Olpalmen. Die Talmulden des gebirgigen Innern erfüllt dichter Urwald mit stattlichen Stämmen von Ebenholz- und wildwachsen- den Kaffeebäumen. Ein Charakterbaum der Steppe ist hier der mächtigste aller Bäume, der Afsenbrotbaum, der in keiner unserer anderen Kolonien so zahlreich auftritt. Während sein Stamm nur eine Höhe bis zu 8 m er-

3. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 304

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
m 304 Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland 110. Die Auswanderer. Ich kann den Blick nicht von euch werrden, ich muß euch anschaun immerdar: Wie reicht ihr mit geschäftigen Händen dem Schiffer eure Habe dar! Ihr Männer, die ihr von dem Nacken die Körbe langt, mit Brot beschwert, das ihr aus deutschem Korn gebacken, geröstet habt auf deutschem Herd; Uud ihr, im Schmuck der langen Zöpfe, ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank, wie sorgsam stellt ihr Krüg' und Töpfe auf der Schaluppe grüne Bank! Das sind dieselben Töpf' und Krüge, oft an der Heimat Born gefüllt! Wenn am Missouri alles schwiege, sie malten euch der Heimat Bild: Des Dorfes steingesaßte Quelle, zu der ihr schöpfend euch gebückt, des Herdes traute Feuerstelle, das Wandgesims, das sie geschmückt. Bald zieren sie im fernen Westen des leichten Bretterhauses Wand, bald reicht sie müden braunen Gästen, voll frischen Trunkes, eure Hand. Es trinkt daraus der Tscherokese, ermattet, von der Jagd bestaubt; nicht mehr von deutscher Rebenlese tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt. O sprecht! warum zogt ihr von dannen? Das Neckartal hat Wein und Korn, der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen, im Spessart klingt des Älplers Horn. Wie wird es in den fremden Wäldern euch nach der Heimatberge Grün, nach Deutschlands gelben Weizenfeldern, nach seinen Rebenhügeln ziehn! Wie wird das Bild der alten Tage durch eure Träume glänzend wehn! Gleich einer stillen, frommen Sage wird es euch vor der Seele stehn. Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden! Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis! Sei Freude eurer Brust beschieden Und euern Feldern Reis Und Mais! Ferdinand Freiligrath. _—I—_

4. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 104

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
104 Iii. Abschnitt und Wasserdampf, verschwindet also für das Auge. Vermoderung findet bei Absperrung, Verwesung bei Zutritt von Luft statt. Während Vermoderung und Verwesung auch bei gewöhnlicher oder wenig erhöhter Temperatur vonstatteu gehen, kommen zwei entsprechende Vorgänge, Verkohlung und Verbrennung, bei erhöhter Tempe- ratur zustande. Der Erfolg ist aber derselbe für Vermoderung und Ver- kohlung einerseits, für Verwesung und Verbrennung andererseits. Die Pflanzenfaser besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer- stoff. Der Sauerstoff geht am schnellsten, der Wasserstoff langsamer und der Kohlenstoff am langsamsten fort. Daher ist der sich bildende Torf reicher an Kohlenstoff als die Pflanzenfaser, ans der er gebildet war. Wäh- rend die gewöhnliche Pflanzenfaser ungefähr zur Hälfte Kohlenstoff be- sitzt, ist im Torfe bereits ein Gehalt von mindestens 54 o/o und selbst dar- über hinaus vorhanden. 2. Nun wollen wir uns in ältere Zeiten versetzen, wo noch kein Mensch den Pflanzenwuchs störte. Da wuchsen auf feuchten Stellen am flachen Ufer mächtige Bäume, die niemand fällte. Sie wuchsen so lange, bis ihrem Leben durch Alter oder Sturm oder Erdbeben ein Ende bereitet wurde. Dann fielen sie um, wurden von Moos und Gras bedeckt, von Wasser überflutet. Dieses schwemmte Ton und Sand darüber und bewirkte Luftabschluß. So entstand in einer Zeit, die wir die der Tertiärformation nennen, die Braunkohle. Gerade in Mitteldeutschland z. B. war zu jener Zeit offenbar eine dazu besonders geeignete, ganz flache Meeres- küste vorhanden. Da wuchsen Bäume, die den Zypressen oder anderen Nadelbäumen ähnlich waren. Die Einschlüsse des Bernsteins, eines aus diesen Bäumen ausfließenden Harzes, geben iut§ vortreffliche Aufschlüsse über tierisches und pflanzliches Leben jener Zeiten. Noch viel älter als die Braunkohle ist der Brennstoff, den wir Steinkohle nennen. Enthielt die Braunkohle durchschnittlich schon 70<y0 Kohlenstoff, so umfaßt die Steinkohle im Durchschnitt 83 o/o. Die Stein- kohle ist ebenfalls nichts weiter als ein durch Vermoderung entstandener Brennstoff. Aber als die Steinkohle sich bildete, waren die Verhältnisse auf unserer Erde doch erheblich anders als jetzt. Das Erdinnere strahlte noch soviel Wärine aus, daß der Unterschied in den Temperaturen zwischen den Polen und dem Äquator kaum nennswert war. Überall herrschte eine warme, feuchte Luft, in der eine Menge von Pflanzen ausgezeichnet ge- dieh, welche jetzt nur in den Tropen wachsen würden. (S.abb. 10, S. >80.) Diese Pflanzen, deren gut erhaltene Abdrücke wir noch heutigentages in den Gesteinsschichten finden, die der Steinkohle benachbart sind, sind erstens einmal bärlappartige Gewächse, Sigillarien genannt, ferner baumartige, kletternde Farne, ähnlich denen, die man in botanischen Gärten sieht, und mächtige Schachtelhalme. Diese drei Arten von Gewächsen gediehen in dichten Wäldern, fielen, wenn sie ausgewachsen waren, zusammen und bildeten im Laufe der Jahrhunderte (man nimmt 10 Millionen Jahre an) jene ungeheuren Lager der Steinkohle, welche für die ganze Industrie, aber besonders für den Eisenhüttenmann die wichtigste Grundlage bilden. Glücklich das Land, welches viele Steinkohlen besitzt! Deutschland ist daran

5. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 205

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Aus dem praktischen Betrieb des Bergbaues 205 hauptsächlich an der Bildung der Steinkohle beteiligt sind, aufgehört hatte. An ihre Stelle ist eine Pflanzenwelt getreten, die eine Mannigfaltigkeit der Arten zeigt, wie wir sie heute nur in wärmeren Ländern finden. Das ist ein Beweis dafür, daß damals in Mitteleuropa ein anderes Klima geherrscht hat als heute. Darauf weiß auch die große Anzahl immer- grüner Gewächse, sowie verschiedener Palmenarten hin, die wahrschein- lich unserem heutigen, langandauernden Winter nicht widerstanden haben dürften. Neben ihnen finden wir Bäume, die zwar auch ein wärmeres Klima verlangen, als es augenblicklich nördlich der Alpen herrscht, die aber auch in unserer Zeit noch dem südlichen Teil der gemäßigten Zone angehören, und deren nächste Verwandte in den Mittelmeerländern, in Kleinasien, Persien, China, Japan, sowie im südlichen Teil der Ver- einigten Staaten fortleben. Dahin gehören vor allem Lorbeerbäume, Myrten, Zypressen usw. Auch Gewächse, die noch heute in unseren Län- dern vorkommen, wie z. B. Erle, Weide, Birke, Buche, sowie der Ahorn sind nachweisbar an der Bildung der Braunkohle beteiligt, außerdem eine Reihe nicht mehr lebender Pflanzen, z. B. Cordaiden als Übergangs- formen zwischen Palmen und Nadelhölzern, sowie eine große Anzahl von Sumpf- und Strauchgewächsen. Aus dieser Pflanzenwelt einer vorge- schichtlichen Zeit iß nun durch Verkohlung die Braunkohle entstanden, ähnlich wie noch heute auf künstlichem Wege die Holzkohle in den Mei- lern erzeugt wird. Nachdem die mächtigen Baumriesen infolge ihres Alters oder durch Sturm und Erdbeben gestürzt waren, mußten sie, um erhalten zu werden, sorgsam von der Außenluft abgeschlossen werden. Moos und Gras bedeckten die gesunkene Pflanzenwelt, die durch das überflutende Wasser mit Saud und Ton überschwemmt wurde. So konnte sich unter Luftabschluß, begünstigt durch den Druck per höhergelegenen Schichten, die Umwandlung der in der Hauptsache aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehenden Pflanzenwelt vollziehen. Da bei der Verkohlung sich der Sauerstoff zunächst mit Wasserstoff zu Wasser verbindet, dann Sauerstoff mit Kohlenstoff in Verbindung tritt, wobei Kohlensäure ent- steht, so leuchtet ein, daß der Vorgang zunächst auf Kosten des Sauer- stoffes, dann des Wasserstoffes vor sich geht, während sich der Kohlen- stoff relativ anreichern muß, und zwar um so mehr, je länger die Um- wandlung gedauert hat. Während die Pflanzenfaser etwa zur Hälfte Koh- lenstoff enthält, besitzt die Braunkohle in getrocknetem Zustande schon 70 o/o, die Steinkohle sogar 83 °/o Kohlenstoff. Die rheinische Braunkohle wird nur in Tagebauen gewonnen. Zu dem Zweck wird zunächst das aus Ton oder sandigem Kies bestehende Deckgebirge durch Bagger abgeräumt. Durch die Bagger werden Eimer, welche die Form von hohlen Schaufeln haben und an Gelenkketten be- festigt sind, hochgezogen. Die auf diese Weise gehobenen Massen werden selbsttätig in Wagen von Feldbahnen gestürzt, die beit Abraum zunächst auf besondere Halden fahren, bis durch die Kohlengewinnung im Tage- bau Raum zum Verstürzen desselben frei geworden ist. Der Bagger steht auf Schienen und bewegt sich an dem leeren Zug entlang, wobei ein Wagen nach dem anderen gefüllt wird. Beim Abbau der Braunkohle,

6. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 277

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
B. Landschaft 277 99. Der Dortmund Ems-Kanal. 1. Vor manchen anderen Gegenden unseres deutschen Vaterlan- des hat die Natur das Land der Roten Erde, die Westfälische Mark, ausgezeichnet. Fruchtbare Kornfelder und reiche Obstgärten dehnen sich im Norden und Osten Westfalens aus und bieten freigebig ihre Schätze. In den Bergen des Siegerlandes und des Ruhrtals ruhen Kohle und Eisen, jene mächtigen Grundlagen unserer heimischen In- dustrie, und das herrliche Sauerland, die Westfälische Schweiz, er- freut den Wanderer und den Naturfreund durch seine unvergleich- lichen Eichenwälder und Tannensorsten. Überreich hat die Natur das schöne ßstitb gesegnet. Nur in einem Teile ist sie geizig gewesen: die großen Ströme, mit denen sie andere Provinzen so reichlich bedachte, sind dem westfälischen Lande vollständig versagt geblieben. Um so dringender trat mit dem gewaltigen Emporblühen der Kohlen- und Eisenindustrie das Bedürfnis künstlicher Wasserwege im Niederrhei- nisch-Westfälischen Steinkohlengebiete zutage. Lange Jahre hindurch trug man sich mit dem Gedanken, eine Kanalverbindung zwischen der westfälischen Jndustriegegend und den Welthandelsplätzen der deut- schen Nordsee herzustellen, um die Eisen- und Kohlenwerke im Wett- bewerbe mit dem Auslande zu kräftigen uitb den Erzeugnissen un- serer Industrie durch die weniger kostspielige Verbindung mit den Verbrauchsgegenden größere Absatzgebiete zu erschließen. Wenn wir bedenken, daß die niederrheinisch-westsälischen Werke den weitaus größten Anteil an den industriellen Erzeugnissen Deutschlands ha- den, daß hier zum Beispiel gegenwärtig über 100 Millionen Tonnen Steinkohlen alljährlich gefördert werden, dann muß der Mangel an genügenden Verkehrsbedingungen ins Auge fallen. Mehr denn 40 Jahre hat es bedurft, ehe der Gedanke seine Verwirklichung gefun- den, und während dieser Zeit ist der deutschen Industrie manche Barre Goldes zugunsten ausländischer Nebenbuhler verloren gegan- gen. Aber nun ist das gewaltige Werk vollendet, das den kommenden Geschlechtern Zeugnis geben wird von dem, was deutscher Fleiß und deutsche Schaffenskraft zu leisten vermochten. 2. Wie ein silbernes Band zieht sich der Dortmund-Ems-Kanal anfänglich von Westen nach Osten, dann im allgemeinen nördlich, durch grüne Wiesentäler und grasreiche Auen, zu deren Seiten dichte Eichen- und Buchenwaldungen freundlich herniedergrüßen. Hier und da lugen schmucke Bauernhäuser aus dem Laubesdunkel hervor. Die gebirgige Bodengestaltung hat an manchen Orten die schaffende Hand des Ingenieurs erfordert, und zahlreiche Brücken und Viadukte überspannen den Kanal. So ist namentlich die Lippebrücke bei Olfen ein wahres Meisterstück der Jngenieurkunst. Manches Hindernis hat aus dem Wege geräumt, manches Bauwerk hat geschaffen werden müssen, um den Bau des Kanals zu ermöglichen. Die bedeutendste Anlage dieser Art ist das große Schiffshebewerk bei Henrichenburg (Abb. 78). Hier weiß der Beschauer nicht, ob er mehr staunen soll über die Riesenarbeit, über die Gewalt und die Größe des Werkes,

7. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 294

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
294 Vi. Abschnitt. Ans Heimat und Vaterland Deutsch-Südwestafrika erstreckt sich nördlich vom Oranjefluß und ist um die Hälfte größer als Deutschland, kommt aber an Zahl der Bewohner nur etwa der Stadt Königsberg gleich (200—250000). Im Norden wird sie von portugiesischem, im Osten und Süden von britischem Gebiete begrenzt. Durch den schmalen, nach Osten vorspringenden Ca- privizipfel erhält sie im Nordosten Zugang zum Zambesi, der bedeutend- sten Wasserstraße Südafrikas. Die Küste ist leider sehr flach, daher hafen- arm, und hat meist eine sehr hohe Brandung, so daß Schiffen die An- näherung sehr erschwert ist. Der Hauptlandeplatz ist Swakopmund, wo man eine 275 m lange Brücke (Mole) ins Meer hineingebaut hat. Die südlich davon gelegene und den Engländern gehörige Walfischbai ist ver- sandet. Auch in die beiden Grenzströme im Süden und Norden der Kolo- nie können wegen Versandung ihrer Mündungen Seeschiffe nicht einfah- ren. Besser geeignet zum Anlegen der Schiffe ist die im Süden gelegene (deutsche) Lüderitzbucht. Von hier und von Swakopmund aus hat man denn auch Eisenbahnen ins Innere gebaut. Die eine führt von Swa- kopmund aus nach Nordosten in das (Otawi-) Kupfergebiet, eine andere von Swakopmund nach Windhuk, der Hauptstadt des Landes, und eine dritte von Lüderitzbucht nach Keetmanshoop, dem Hauptorte des Südens. Die Verbindilng zwischen Windhuk und Keetmanshoop ist vom Reichs- tage bereits bewilligt. Obgleich zwei Drittel von Südwestafrika in den Tropen liegen, so ist doch das Klima fast nirgends tropisch und daher auch für Europäer zuträglich. Der hier vorwaltende Südwestwind führt zwar abgekühlte Luft in das erhitzte Land, vermag aber nur regelmäßige, schwere Nebel, doch keine oder nur sehr geringe Niederschläge hervorzurufen. Nur nach Nor- den hin kommt es zu wirklichen Regenfällen und nehmen Trockenheit und Verdunstung infolgedessen ab. Die Nächte bringen in Südwestafrika eine überaus starke Abkühlung linb Taubildung. Tie kühlsten Monate — die Jahreszeiten sind den unsrigen entgegengesetzt — weisen tagsüber noch Temperaturen bis zu 28 ° Wärme auf, während nachts ein Temperatur- sturz bis zu 9 o unter Null stattfinden kann. Den klimatischen Verhältnissen entsprechend ist der Pflanzenwuchs dürftig und besteht aus Steppengras und undurchdringlichem Dorngebüsch. Nur im mittleren Teile, dem Gebiete der Hereros, finden sich vereinzelte Akazicnbänme, und im nördlichen Gebiete, wo die kriegerischen Ovambos wohnen, entfaltet sich infolge der größeren Regenmenge ein reicher tro- pischer Pflanzenwnchs. Hier breiten sich einzelne Waldbestände ans mit Fächerpalmen und dem unförmlichen Affenbrotbaum oder Baobab, und hier finden sich auch noch die großen Tiere, wie Elefant, Nashorn, Giraffe und Löwe, während Antilopen, Zebras, Hyänen, Schakale und Strauße fast durch das ganze Gebiet vorkommen. Im Norden wird das Gebiet bewohnt von den ackerbauenden Ovam- bos, in der Mitte von den Hereros und im Süden von den Hottentotten. Für die letzteren wurde, nachdem sie durch ihre Aufstände die Entwickelung der Kolonie empfindlich geschädigt hatten, der Arbeitszwang eingefübrt, dem- zufolge jeder von ihnen nachzuweisen hat, daß er bei einem Weißen in Arbeit steht.

8. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 295

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
B. Landschaft 295 Ganz Südwestafrika ist mit Ausnahme des Gebietes der Ovambos, das während der Regenzeit größtenteils unter Wasser steht, für den Euro- päer bewohnbar. Doch ist eine Massenauslvandernng dorthin aus dem Grunde ausgeschlossen, weil nur da Ackerbau getrieben werden samt, wo eine künstliche Bewässerung möglich ist. Die Viehzucht ist noch einer be- trächtlichen Hebung fähig, wenn nur erst mehr Wasserplätze vorhanden sind und einer etwaigen Dürre durch Anbau von Futterpflanzen begegnet werden kann. Als Zuchtvieh kommt in Betracht Rindvieh, Schafe, An- goraziegen und Strauße; lebendes Schlachtvieh auszuführen hindert aber der wüstenhafte Küstensaum. Auch als Bergbaugebiet wird die Kolonie wahrscheinlich eine Zu- kunft haben. Im Norden ist bereits das Knpferlager von Otavi erschlossen und durch eine Bahn, wie bereits erwähnt, mit Swakopnnlnd verbunden. An der Lüderitzbucht machte man erhebliche Diamantfunde, und für diese allein betrug 1909 die Abgabe ans Deutsche Reich 15 Millionen Mark. Der Wert der in die Kolonie eingeführten Gegenstände, darunter vor alleni Getränke, Konserven und sonstige Verzehrungsgegenstände, Eisen, Baumaterialien, Textilwaren, Tabak und Maschinen belief sich insgesamt auf 24 Millionen Mark. Ostafrika, das größte, volkreichste und wichtigste von allen deut- schen Schutzgebieten, ist doppelt so groß lute Deutschland und hat etlua die- selbe Einwohnerzahl wie unsere Rheinprovinz (7 Millionen). Etwas süd- lich des Äquators dehnt es sich vom Indischen Ozean westlich bis an die großen afrikanischen Seen und im Norden vom Viktoriasee und dem mäch- tigen Kilima-Ndscharo (d. h. Berg des Geistes) südlich bis zum Nyassa- See und dem Rovuma. Der Küstenstreif ist fruchtbar, aber feuchtheiß und darum für Euro- päer ungesund. Ausnahmen bilden die Höhen, wie z. B. im Dschaggalande am Südabhange des Kilima-Ndscharo, wo das Klima ihnen zuträglich ist. Die im Küstengebiete durch alle Jahreszeiten hindurch herrschende gleichmäßig hohe Temperatur von etwa 26 o zwingt leider die eingewan- derten Deutschen, mindestens nach einigen Jahren Aufenthaltes Erholung unter einem kühleren Himmelsstrich zu suchen, selbst wenn ihre Gesund- heit nicht durch die dort heimischen Krankheiten (Fieber und Dysenterie) angegriffen ist. Der heißeste Monat, der Februar, hat eine Durchschnitts- wärme von 28 0 und der kälteste, der Juli, eine solche von 23 o C. Auf dem schlammigen Ufersaum wächst der einen Gerbstoff liefernde Mangrove- baum, welcher aus Stamm und Ästen Luftwurzeln hinab in den Schlamm sendet, so daß zur Zeit der Flut, wenn das Wasser die Wurzeln bedeckt, solche Mangrovebestände den Eindruck eines ins Meer versunkenen Waldes machen. Die höheren Uferböschungen tragen dichten Busch, untermischt mit Kokospalmen und Affenbrotbäumen, die durch Bananenpflanzungen der Eingeborenen unterbrochen werden. Ganze Herden von Antilopen und Zebras und kleinere Rudel des afrikanischen Büffels durchstreifen die Hochebenen; Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich überall; doch sind Löwe und Elefant schon seltener gelvorden. Die Eingeborenen Ostafrikas sind Bantuneger und treiben meist Acker-
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